2. Der Schwäbische Kreis im Jahr 1572

Der Schwäbische Reichskreis war einer der zehn Reichskreise, in welche unter Kaiser Maximilian I. 1500 bzw. 1512 das Heilige Römische Reich eingeteilt wurde - zum Teil auf der Grundlage mittelalterlicher Landfriedensbündnisse. Die Reichskreise neben Schwaben sind: Österreich, Bayern, Franken, Oberrhein, Kurrhein, Niederrhein-Westfalen, Obersachsen und Niedersachsen. Die Aufgaben der Kreise waren die Vollstreckung der Urteile des Reichskammergerichts, die Aufsicht über das Münzwesen sowie vor allem die Aufstellung und der Unterhalt des Reichsheeres. Ursprünglich als ausführende Organe des Reiches geplant, entwickelten sich die Kreise jedoch nicht zu kaiserlichen Exekutivorganen, sondern zu regionalen Institutionen der Reichsstände.

Karte des Schwäbischen Kreises von David Seltzlin
Circulus sive liga Sueviae vulgo Schwabische Kraiß. Karte von David Seltzlin von 1572
Der Schwäbische Kreis 1572. Ausschnitt aus der Karte
Ausschnitt aus der Karte

Der Schwäbische Kreis war mit ungefähr 100 Mitgliedern – geistlichen und weltlichen Fürsten, Reichsgrafen, Klöstern und Reichsstädten – der am meisten territorial zersplitterte. Seine Grenzen waren im Westen der Rhein, im Norden etwa die Linie Philippsburg, Heilbronn, Dinkelsbühl und im Osten die Linie Donauwörth, Augsburg, Füssen. Im Süden grenzte der Kreis an die Schweizer Eidgenossenschaft und die habsburgischen Erbländer. Weite Gebiete, die innerhalb seiner Grenzen lagen, gehörten ihm nicht an, so z. B. die Schwäbische Reichsritterschaft und die österreichischen Vorlande - und mit diesen auch die Herrschaft Schramberg (anders die Reichsstadt Rottweil). Umgekehrt umfasste der Schwäbische Kreis aber auch Territorien und Räume, deren Einwohner sich selbst nie als Schwaben verstanden haben. Dabei ist vor allem an die Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach zu denken. Die Rheingrenze im Westen entsprach zwar gelehrten Theorien über den Umfang des gentilen Siedlungsraums, stimmte aber nicht mit der Selbstzuordnung der westlich des Schwarzwalds lebenden Bevölkerung überein. Breisgauer und Ortenauer haben sich seit dem Hochmittelalter nie als Schwaben bezeichnet.